Christliche Spiritualität in der Managementpraxis – FOCOS-Jahrestagung in Würzburg
Christliche Spiritualität in der Managementpraxis: 6. Jahrestagung des FOCOS-Forschungsnetzwerks „Christentum und Organisationskultur in der Sozialwirtschaft“ zu Gast an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS)
Bereits zum sechsten Mal trafen sich Forschende und Experten der Praxis zum Thema „Profil und Unternehmenskultur christlich geprägter Organisationen und Träger der Sozialwirtschaft“. Der Forschungskreis wurde 2015 in Fürth auf Initiative des Wilhelm Löhe Ethikinstituts zusammen mit der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der FHWS gegründet. Die sechste Begegnung richtete die Fakultät Wirtschaftswissenschaften der FHWS unter Federführung von Prof. Dr. Bolsinger aus. Das Programm der zwei Tage umfasste aktuelle Beiträge zum Forschungsfeld christlicher Spiritualität in der Managementpraxis.
In der Key-Note der Tagung stellte Dr. theol. Manfred Baumert auf Basis von Max Webers beziehungsorientiertem Charismabegriff seine empirischen Forschungsergebnisse zur Diskussion. Es wurde deutlich, dass zahlreiche konkrete Begabungen des Menschen für besonderes Engagement in Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft religionsübergreifend sichtbar und kontextabhängig sind. Es wurde u.a. deutlich, dass Gaben wie zum Beispiel die Schöpfungsbegabung als wichtigem Treiber für Innovation zwar individuell und persönlich sind, sich aber optimal entfalten, wenn sie kollektiv in ihrer Gemeinsamkeit und in Gemeinschaft gepflegt werden. Dafür ist geistliche Gemeinschaft ein wirksames Instrument.
Dipl. Soz.-Wiss. Dipl. Arb.-Wiss. Markus Warode (IUNCTUS), Pfr. Matthäus Wassermann und Prof. Dr. rer.pol. Harald Bolsinger stellten die jüngst im Herausgeberband „Spiritualität in der Managementpraxis“ veröffentlichten Forschungsergebnisse vor und zur Diskussion. Von der Definition des Forschungsfeldes über die Einführung in christlich-spirituelle Traditionen aus katholischer, evangelischer, orthodoxer und charismatisch-freikirchlicher Sicht bis hin zur Nutzbarmachung dieser Traditionen bei der Prägung eines starken Unternehmensethos wurde der Bogen gespannt. PD Pfr. Dr. theol. habil. Holger Böckel erläuterte die von ihm entwickelte Grundmatrix diakonischer Organisationen und beleuchtete Spannungsfelder der Organisationsidentitätsbildung. Dipl.-Kfm. Michael Zirlik bereicherte die Tagung mit Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt WIND zur Unternehmenskulturmessung und -prägung christlicher Träger und kündigte die ausführliche Publikation der Erkenntnisse für 2020 an. Dr. rer. oec. Hans Jürgen Arens stellte Vincenz von Paul als Servant Leadership Role-Model für die Initiierung von Changeprozessen und sozialen Innovationen vor. Die Philosophie dieses Vorbilds sind lange vor der Begriffsbestimmung von Servant Leadership durch Robert K. Greenleaf zur Anwendung gekommen. Schwester Marzella von der Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Untermarchtal erläuterte die vinzenzianische Praxis mit den Worten „Raum schaffen, um Menschen Handeln zu ermöglichen.“
„Die Inhalte der Tagung zeigen einmal mehr, dass Sinnstiftung und menschengerechte Führung nicht aus dem luftleeren Raum einer auf Gewinn und Ertrag reduzierten Denkweise kommen kann.“ zieht der Würzburger Wirtschaftsethiker Harald Bolsinger, Professor an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der FHWS und Ausrichter der Tagung, ein Fazit. Es sei eine Chance für Management und Leadership, spirituelle Elemente aktiv zu nutzen, zumal sie in ihrer christlichen Ausprägung Verständnis und Akzeptanz für wesentliche Elemente der Sozialen Marktwirtschaft förderten.